Beschreibung von 32 Spielstätten beim 20. Deutschen Chorfest des Deutschen Sängerbundes, Juni 2003, Berlin

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Kurfürstenhof

Der Kurfürstenhof ist benannt nach dem Kurfürsten Johann Sigismund, der hier im Jahre 1619 starb. Aus Furcht vor der ”Weißen Frau”, die er im benachbarten Schloss als Todesengel gesehen haben wollte, war er in das Haus in der Poststraße 4 zu seinem Kammerdiener Anton Freytag gezogen. Aber seinem Ende konnte er durch diese Flucht nicht entgehen. Später wurde im Kurfürstenhaus der Gasthof ”Zu den drei Lilien” eingerichtet, wo 1764 der Abenteurer, Schriftsteller und Philosoph Giacomo Casanova wohnte. Er hatte sich um einen Posten als Pädagoge an der Königlichen Kadettenanstalt Friedrichs II. bemüht, den er aber ausschlug, als der Monarch ihm ”nur” 600 Taler Jahresgehalt bot.


Denkmal des Heiligen Georg

Am Spreeufer steht auf einem kleinen Platz das bronzene Denkmal des Heiligen Georg, der den Drachen tötet. Das Kunstwerk von August Kiss wurde 1865 im ersten Hof des Stadtschlosses aufgestellt. Nach der Sprengung des Schlosses im Jahre 1950 hatte es zunächst seinen Standort im Friedrichshain und erhielt während der von 1981-87 nach historischen Vorbildern an der Stelle des alten Berliner Stadtkerns erfolgenden Rekonstruktion des Nikolaiviertels seinen heutigen Platz. Hier trifft man auf Gebäude, die im Krieg fast völlig zerstört worden waren und nun wieder in ihrer alten Gestalt errichtet wurden. Dazu gehören die Nikolaikirche, das älteste Gotteshaus der Stadt aus dem 13. Jahrhundert, das Knoblauchhaus von 1759/60 sowie das Ephraim-Palais, ebenfalls aus der Mitte des 18. Jahrhunderts, benannt nach dem Hofjuwelier und Münzpächter von Friedrich II., Veitel Heine Ephraim. Man findet die Bier-Gaststätte ”Zum Nussbaum”, die früher einmal auf der Fischerinsel stand und zu deren Stammgästen Heinrich Zille und Otto Nagel gehörten sowie eine Kopie der ”Gerichtslaube”, deren ursprünglicher Standort sich an der Nordwestecke des Roten Rathauses befand. Das Nikolaiviertel ist Fußgängerzone und lädt die Berliner und ihre Gäste zum Flanieren ein. Exquisite Geschäfte und originelle Lokale bieten dazu beste Gelegenheit. Erwähnenswert das Haus Poststraße 12, wo im Jahre 1800 der ehemalige Direktor der Berliner Singakademie, Eduard Ludwig Grell, geboren wurde, das Haus Poststraße 4, in dem Kurfürst Johann Sigismund 1619 starb, der Berliner Chronist und Verleger Friedrich Nicolai geboren wurde und 1764 Giacomo Casanova wohnte.


Marienkirche

Sie ist nach der Nikolaikirche die zweitälteste Kirche Berlins und wurde im Jahre 1292 erstmals urkundlich erwähnt. Im Gegensatz zu dieser wird sie bis heute als Gotteshaus genutzt. Ihre Akustik ist für Orgel- und Chorkonzerte besonders geeignet, was in einem anspruchsvollen, über das ganze Jahr reichenden Programmangebot zum Ausdruck kommt. Erwähnenswert sind aber auch die zahlreichen Kunstschätze, die vor allem viele Touristen anziehen. So befinden sich in der Eingangshalle die Reste eines aus dem Jahre 1484 stammenden Totentanzes. Es war dies die Zeit der letzten großen Pestwelle in Berlin. Das mehrere Meter lange Fresko ist Ausdruck der Freude und Dankbarkeit derer, die vor dem schrecklichen Übel bewahrt blieben und hier bildlich in unmittelbarer Todesnähe dargestellt werden. Das Kunstwerk war in der Vergangenheit mehrfach übermalt worden, und das Original entdeckte man erst 1955 bei Restaurierungsarbeiten wieder. Heute gilt dieser Totentanz als ein Hauptwerk der Berliner Malerei des 15. Jahrhunderts. Erwähnenswert ist auch die Kanzel, 1702/03 vom Berliner Bildhauer und Baumeister Andreas Schlüter (1680-1714) aus weißem Marmor geschaffen. Die kelchförmig gestaltete Bronzetaufe wurde vermutlich 1437 von Meister Hinrick von Magdeburg gestiftet. Sie ist kelchförmig gestaltet. An ihrer Kesselwandung befinden sich die Reliefs von Christus, Maria und den zwölf Aposteln. An den Seitenwänden und im Fußboden der Marienkirche zeugen Grabmale und -tafeln vom Wirken prominenter Berliner Bürger.


Friedrichswerdersche Kirche

Die Friedrichswerdersche Kirche wurde 1824-31 von Karl Friedrich Schinkel (1781-1841) erbaut und dient heute als Museum, das diesem bedeutendsten Berliner Baumeister des 19. Jahrhunderts gewidmet ist, der als universeller Künstler, als Architekt, Stadtplaner, Landschaftsmaler, Bühnenbildner, Innenraumgestalter und Lehrer wahrhaft Großartiges leistete. Obwohl er als ein Hauptvertreter der klassischen deutschen Architektur gilt, sind doch in seinem Werk bereits Tendenzen der Romantik erkennbar. Es gelang ihm, das Erbe der Antike und der Gotik produktiv für die eigene Zeit zu verwerten. Er war allen technischen Neuerungen gegenüber aufgeschlossen und bezog sie in seine Arbeit ein. Die neugotische Friedrichswerdersche Kirche, aus rotem Backstein errichtet, zeigt Schinkels Absicht, "die Gotik durch die Antike zu läutern". Wer durch Berlin geht, trifft an vielen Stellen auf seine Werke: das Alte Museum am Lustgarten, die Neue Wache Unter den Linden, das Denkmal der Freiheitskriege auf dem Kreuzberg, das Schauspielhaus am Gendarmenmarkt, die Schlossbrücke, das Humboldt-Schloss in Tegel. Anderenorts findet man zum Beispiel das Schloss Charlottenhof in Potsdam, die Schauspielhäuser in Hamburg und Frankfurt am Main, den Leuchtturm Kap Arkona und das Schloss Granitz, beide auf Rügen, das Rathaus in Zittau und die Burg Stolzenfels am Rhein. Zu seinen bekanntesten Schülern zählten Stüler, Persius, Knoblauch, Hitzig, Gropius, um nur einige Namen zu nennen. Schinkels Grab findet man auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof an der Berliner Chausseestraße.


Das Kronprinzenpalais

Das Kronprinzenpalais gegenüber dem Zeughaus war 1663 zunächst ein einfaches Wohngebäude. 1732 wurde es für den Kronprinzen Friedrich, den späteren König Friedrich II., als zweigeschossiges Palais im Barockstil umgebaut. Seitdem war es immer Stadtpalais des jeweiligen Kronprinzen. Die späteren Kaiser Wilhelm I. (1871-88) und Wilhelm II. (1888-1918) wurden dort geboren. 1810/11 ließ Friedrich Wilhelm III. (1797-1840) das Kronprinzenpalais durch einen die Oberwallstraße überbrückenden Verbindungsbau mit dem Prinzessinnenpalais, in dem sich heute u.a. das Operncafé befindet, verbinden. Das Innere ließ er von Schinkel umgestalten. Nach dem Zusammenbruch der Monarchie beherbergte das Palais von 1917-37 die Neue Abteilung der Nationalgalerie. 1937 schlossen die Nationalsozialisten die Sammlung und verfemten die Werke als "entartete Kunst". 1943 fiel das Gebäude einem Bombenabgriff zum Opfer. Die Ruine trug man 1961 ab, um das Palais später wieder in der Version des Jahres 1857 als letztem der an den Linden gelegenen Prachtbauten wieder aufzubauen. Am 31.8.1990 unterzeichneten der Parlamentarische Staatssekretär beim Ministerrat der DDR, Günther Krause, und der Bundesminister des Inneren der Bundesrepublik Deutschland, Wolfgang Schäuble, im Kronprinzenpalais den Einigungsvertrag. Bis zum Sommer 2003 wird das Gebäude vom Deutschen Historischen Museum genutzt.


Deutsche Staatsbibliothek

Das neobarocke Gebäude errichtete Hofarchitekt Ernst von Ihne in den Jahren 1903-14. Seit 1992 gehört es zusammen mit dem von Hans Scharoun 1960-63 erbauten Haus II in der Potsdamer Straße zur Stiftung Preußischer Kulturbesitz. Die Staatsbibliothek zu Berlin besitzt 9,2 Millionen Druckschriften, 123.000 Handschriften, 56 000 Autographen, 4.300 Inkunabeln (Bücher aus der Zeit vor 1500), 560.000 Musikdrucke, 900.000 Karten, Atlanten und Globen, 35.000 Tonträger, 2,1 Millionen Mikrofilme und Mikrofiches sowie 9 Millionen Bilder. Somit ist sie die größte wissenschaftliche Bibliothek in Deutschland und eine der bedeutendsten in der Welt. Es gibt 10 Abteilungen, darunter die auf Empfehlung des berühmten Chorleiters und Komponisten Carl Friedrich Zelter (1758-1832) im Jahre 1824 eingerichtete Musikabteilung. Ihr besonderer Wert liegt in den zahlreichen Autographen, so unter anderem von Bach, Beethoven, Haydn, Mozart, Schubert, Schumann und Weber. Man findet beispielsweise die Originale von Beethovens IX. Sinfonie, der Matthäus-Passion von Bach, der Oper "Die Zauberflöte" von Mozart und von Webers "Freischütz". Ein weiterer wichtiger Aspekt für die Bedeutung dieser Musikabteilung besteht darin, dass es hier noch eine Vielzahl von Schätzen zu heben gilt: Man kann eine ganze Reihe unbekannter Werke namhafter Komponisten finden, die aus heute nicht mehr erforschbaren Gründen selten oder nie zur Aufführung gelangten, etwa von Lortzing, Weber, E. T. A. Hoffmann, Boccherini, C. Ph. E. Bach, Quantz, Friedrich II., Fasch oder Zelter. Diese Musikabteilung gleicht einem Schatzkasten für die Musikforschung, für Opernhäuser, Orchester und Chöre, Verlage und Medien. Zum Haus II in der Potsdamer Straße gehören das ”Mendelssohn-Archiv” sowie der auch als Konzertstätte genutzte Otto-Braun-Saal.


Humboldt-Universität zu Berlin

Das Gebäude wurde von Friedrich II. (1712-86) für seinen jüngeren Bruder Heinrich (1726-1802) als Stadtresidenz errichtet und war Bestandteil des "Forum Fridericianum", zu dem außerdem Hofoper, Hofbibliothek und die St. Hedwigs-Kathedrale gehörten. Man spricht auch vom Prinz-Heinrich-Palais. Baumeister dieses dreigeschossigen Gebäudes war Johann Boumann, als dessen bedeutendstes Werk es gilt. Nach dem Tod des Prinzen fiel das Palais an die preußische Krone zurück. 1810 nahm die nach dem Bildungskonzept Wilhelms von Humboldt gegründete Friedrich-Wilhelm-Universität hier ihren Sitz. Die Namen von Fichte, Hegel, Alexander von Humboldt, Mommsen, Planck und Robert Koch sind eng mit der Wissenschaftsgeschichte des Ortes verbunden. Während des 2. Weltkrieges wurde das Gebäude schwer beschädigt, aber bereits am 29. Januar 1946 wieder eröffnet. 1948 gründeten große Teile der Universitätsangehörigen die “Freie Universität Berlin”. Den Namen der Brüder Humboldt erhielt die Universität 1949.


Fritz-Reuter-Saal

In der Dorotheenstraße, benannt nach der zweiten Gemahlin des Großen Kurfürsten, findet man den Fritz-Reuter-Saal, eines der zahlreichen Nebengebäude der Humboldt-Universität. Fritz Reuter lebte von 1896 bis 1963 und war Komponist, Musikwissenschaftler und Pädagoge. Er war Schüler von Hugo Riemann und lehrte zunächst in Leipzig, bevor er 1933 seiner Ämter enthoben wurde. Ab 1949 war er Professor mit Lehrstuhl sowie Ordinarius und Direktor des Instituts für Musikerziehung an der Universität Halle (Saale) und danach ab 1955 in gleichen Funktionen an der Berliner Humboldt-Universität. Er schrieb Vokal- und Instrumentalmusik und verfasste zahlreiche musikpädagogische Schriften. Der Fritz-Reuter-Saal dient heute unter anderem als Proben- und Aufführungsraum für Konzerte.


St. Hedwigs-Kathedrale

Die St. Hedwigs-Kathedrale wurde Mitte des 18. Jahrhunderts erbaut und ist heute die Bischofskirche des 1930 eingerichteten Bistums Berlin. Ihre Entstehung verdankt sie der im 18. Jahrhundert wachsenden Rolle der katholischen Gemeinschaft in Preußen und Berlin. 1746 erließ Friedrich II. ein Edikt, das den Bau einer katholischen Pfarrkirche bewilligte und eine Spendensammlung für den Bau gestattete. Da der König ein Interesse daran hatte, seinen Ruf im Vatikan zu verbessern, stiftete er nicht nur Baugrund und Baumaterialien, er fertigte auch erste Planungsskizzen nach dem Vorbild des Pantheon in Rom. 1747 erfolgte die Grundsteinlegung für den barocken Zentralbau, der vermutlich nach Entwürfen von Georg Wenzeslaus v. Knobelsdorff, dem Erbauer der heutigen Berliner Staatsoper, errichtet wurde. Aus Geldmangel stellte man den Bau 1757 völlig ein. Erst 1773 fand die Weihe der St. Hedwigs-Kathedrale statt. Die Heilige Hedwig ist die Schutzpatronin der von Friedrich II. für Preußen eroberten Provinz Schlesien. Endgültig vollendet wurde die St. Hedwigs-Kathedrale während eines ersten Umbaus 1884-87.


Unter den Linden

Die im historischen Zentrum Berlins gelegene Prachtstraße Unter den Linden führt von der Schloßbrücke zum Brandenburger Tor. Vorläufer der 60 m breiten und 1,5 km langen Magistrale war ein 1573 durch Kurfürst Johann Georg (1571-98) angelegter Reit- und Jagdweg vom Berliner Stadtschloss zu dem ab 1527 westlich der Stadt entstandenen kurfürstlichen Tiergarten. Der Große Kurfürst Friedrich Wilhelm (1640-88) ließ den Reitweg 1647 befestigen und nach holländischem Vorbild auf einer Länge von 942 m mit Linden und Nussbäumen bepflanzen. Aber schon 1658 fielen die jungen Bäume im Ostteil der Straße wieder den von Johann Gregor Memhardt angelegten Festungswerken der neuen Stadtmauer zum Opfer. Ab 1740 ließ Friedrich II. (1740-86) dort anstelle der geschleiften Befestigungen das Forum Fridericianum mit Hofoper, St. Hedwigs-Kathedrale, Hofbibliothek und auf der nördlichen Straßenseite dem Prinz-Heinrich-Palais errichten. So erstrecken sich die Lindenbäume auch heute noch nur im westlichen Teil der Straße zwischen der Universitätsstraße und der Einmündung in die Wilhelmstraße am Pariser Platz. Die Bebauung der Straße Unter den Linden westlich der Festungswerke setzte 1674 mit Gründung der Dorotheenstadt zwischen Charlottenstraße und Schadowstraße ein. Nach dem Sieg über Napoleon in den Befreiungskriegen plante Friedrich Wilhelm III. (1797-1840), die Straße durch seinen Baumeister Karl Friedrich Schinkel zu einer festlichen "Via Triumphalis" ausbauen zu lassen. In diesem Zusammenhang entstanden 1817/18 die von den Denkmälern der Generale Scharnhorst und v. Bülow flankierte Neue Wache und 1822/23 die Schlossbrücke. 1820 reduzierte man die Lindenbäume auf vier Reihen; an beiden Seiten der Mittelpromenade befanden sich Reit- und Fahrwege. Zwischen 1825 und 1855 wurden die Standbilder in die Denkmalanlage Unter den Linden gegenüber der Neuen Wache versetzt. 1851 folgte die Enthüllung von Christian Daniel Rauchs Reiterstandbild Friedrichs II. auf der Mittelpromenade am heutigen Bebelplatz. 1825 waren die seitlichen Bürgersteige angelegt und Gaslaternen aufgestellt worden, die 1888 durch elektrische Straßenlampen ersetzt wurden. War der östliche Teil der Lindenallee vor allem Repräsentationsstraße der preußischen Residenz, so prägten im westlichen Teil zunächst bürgerliche Wohnbauten ihren Charakter. Während der Gründerjahre nach 1871 wurde aus der vornehmen Wohnstraße eine belebte Geschäftsstraße mit Restaurants, Cafés, Hotels, Banken, Agenturen, Modesalons und prunkvollen Passagen. Auch ausländische Botschaften wurden hier eingerichtet, so die russische und französische. Die Kreuzung Unter den Linden/Friedrichstraße war mit ihren Cafés, darunter dem Stammhaus des Café Kranzler, dem Café Bauer und dem Schweizer Haus ein besonderer Anziehungspunkt. Im 2. Weltkrieg wurde die Straße Unter den Linden zum großen Teil zerstört. Ihr Wiederaufbau begann in den 50-er Jahren. Dabei wurden die Bauten im östlichen Teil in ihrem ursprünglichen Zustand wiederhergestellt, während man sich im stärker zerstörten Westteil für eine teilweise Neubebauung entschied.


Lustgarten

Kurfürst Friedrich Wilhelm ließ 1653 mit erheblichem Kostenaufwand einen Garten nach holländischem Vorbild anlegen, der, wie ein Chronist berichtete, "ehedem mit allerlei Nutz- und Ziergewächsen, darunter mit den ersten Kartoffeln bepflanzt, aber auch mit heiteren Marmorbildern zwischen Pomeranzenbäumchen geschmückt war”. Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I. nutzte ihn als Exerzierplatz, Friedrich Wilhelm III. beauftragte 1832 Lenné und Schinkel, daraus wieder einen Garten zu gestalten. Die Nationalsozialisten nutzen den Lustgarten ab 1935 erneut als Aufmarschgelände. Die vor dem Alten Museum befindliche Granitschale entstand 1826/29 in der Werkstatt von Christian Gottlieb Cantian aus einem 225 t schweren Findling, dem ”Großen Markgrafenstein” aus den Rauenschen Bergen östlich Berlins. Sie hat einen Durchmesser von 7 Metern und ein Gewicht von 76 Tonnen. Der Transport nach Berlin war nur zu Wasser möglich, und erforderte eine extra in Böhmen aus leichtem Tannenholz gebaute Zille von 40 m Länge und 5 m Breite. Die Berliner nannten die Granitschale "Suppenschüssel" oder "Volksbad".


Berliner Dom

Am Lustgarten steht der Berliner Dom. Das Gotteshaus, 1905 als Predigt-, Fest- und Grabeskirche der Hohenzollern eingeweiht, wurde nach schweren Zerstörungen im 2. Weltkrieg erst im Jahre 1993 festlich wiedereröffnet. Während die Stadtschlösser von Berlin (1950), Potsdam (1960) und Schwedt (1961) gesprengt und zu Ziegelsplitt verarbeitet wurden, verblieb dem Berliner Dom eine Chance. Der letzte deutsche Kaiserdom war nach Entwürfen des schlesischen Architekten Julius Carl Raschdorff erbaut worden. Sein pompöser, gründerzeitlicher Habitus hatte schon seinerzeit Kritik hervorgerufen, die bis heute nicht verstummt ist. Immerhin bildet der Dom mit seiner von ursprünglich 114 Meter auf 98 Meter verringerten Gesamthöhe und trotz seiner reduzierten Außengestaltung noch immer eine städtebauliche Dominanz im historischen Stadtzentrum. Besonders sehenswert sind die kostbaren Kunstschätze im Inneren des Gotteshauses sowie die Gruft der Hohenzollern mit zahlreichen prunkvollen Sarkophagen.


Gendarmenmarkt

Bis 1688 war der Platz, der heute zu den schönsten Europas zählt, ein Wiesen- und Ackergelände vor den Toren Berlins. Im Jahr 1700 wurden der expandierenden lutherischen und der französisch-reformierten Gemeinde der Hugenotten je ein Grundstück am damaligen "Mittelmarkt" zugewiesen, wo bis 1705 die Französische Friedrichstadtkirche und bis 1708 die Neue Kirche errichtet wurden. Nach 1730 wurden beide Kirchen in ein Viereck von Stallungen eingeschlossen, die der Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I. für sein Regiment "Gens d'Armes" errichten ließ, daher später der Name "Gendarmenmarkt". Die eigentliche Architekturgeschichte des Platzes begann nach dem Siebenjährigen Krieg im Rahmen der regen Bautätigkeit unter Friedrich II.. 1773 ließ der König die Pferdeställe verlegen und durch den Holländer Johann Boumann ein "Französisches Comödienhaus" errichten. Der Architekt Karl von Gontard sollte den Platz durch zwei repräsentative Vorbauten verschönern. 1780-85 wurden die beiden großartigen, aufeinander bezogenen Turmbauten errichtet, für die sich die Bezeichnungen "Französischer Dom" und "Deutscher Dom" einbürgerten. Beim Bau des Turms zum Französischen Dom geschah ein Unglück: wegen falsch berechneter Statik stürzte das halbfertige Bauwerk ein, was für Gontard die Entlassung bedeutete. Das Comödienhaus, das ab 1778 acht Jahre leer gestanden hatte, wurde von Friedrich Wilhelm II. (1744-97) kurz nach seinem Regierungsantritt an den Schauspieler und Theaterleiter Carl Theophil Döbbelin übergeben, der darin das erste "Deutsche Nationaltheater" eröffnete. 1801 beauftragte König Friedrich Wilhelm III. (1770-1840) Carl Gotthard Langhans, den Erbauer des Brandenburger Tores, hinter dem Comödienhaus an der Charlottenstraße zwischen den beiden Domen einen 2.000 Zuschauer fassenden Neubau für das Nationaltheater zu errichten, der 1802 fertiggestellt wurde, jedoch bereits 1817 wieder abbrannte. An seiner Stelle entstand 1821 nach Entwürfen von Karl Friedrich Schinkel das heutige Schauspielhaus. Es wurde mit Goethes "Iphigenie auf Tauris" eröffnet. Kurz darauf erlebte die Oper "Der Freischütz" von Carl Maria von Weber unter seiner Leitung ihre Uraufführung. Erst mit dem Schinkel-Bau hatte der Platz seine wirkungsvolle Gestalt erhalten. Im November 1871 wurde anlässlich der Einweihung des Schiller-Denkmals der Teil des Gendarmenmarktes vor den Treppen des Schauspielhauses in Schillerplatz umbenannt - eine Bezeichnung, die sich jedoch nie durchsetzte. Der für circa 150 Jahre auf dem Gendarmenmarkt betriebene Wochenmarkt wurde mit dem Entstehen von Markthallen 1886 geschlossen. Nach schweren Zerstörungen im II. Weltkrieg erfolgte am 1. Oktober 1984 die feierliche Wiedereröffnung des Schauspielhauses am Gendarmenmarkt mit 1.562 Plätzen im Großen Saal und 392 im Kammermusiksaal. Die große Orgel verfügt über 5.811 Pfeifen und 74 Register. Der neue Name des Hauses lautet seit 1994: Konzerthaus Berlin - Schauspielhaus am Gendarmenmarkt.


FriedrichstadtPassagen

Die Friedrichstraße, eine der ältesten Lebensadern Berlins, ist dreieinhalb Kilometer lang und reicht vom Oranienburger Tor im Norden bis zum Halleschen Tor im Süden. Ihr Name geht auf Kurfürst Friedrich III. von Brandenburg zurück, der sich ab 1701 Friedrich I., König in Preußen, nannte. Schon zur Gründerzeit in den 1870-er Jahren gab es hier eine bunte, quirlige Mischung aus Hotels, Restaurants, Cafés, Theatern und Geschäften. Die Friedrichstraße war die Einkaufs- und Amüsiermeile schlechthin. Um an diese Tradition anzuknüpfen und in der deutschen Hauptstadt eine neues urbanes Zentrum zu schaffen, entstanden zwischen Französischer Straße und Mohrenstraße die Friedrichstadt-Passagen, bestehend aus drei Gebäudeteilen mit luxuriösen Geschäften, modernen Büros, dem Kaufhaus ”Galéries Lafayette” mit seinem über mehrere Etagen reichenden Glaskegel, einer Privatklinik und Wohnungen, die höchsten Ansprüchen genügen. Die drei Komplexe nennen sich Quartier 205, 206 und 207 und entstanden zwischen 1992 und 1996 nach Entwürfen international renommierter Architekten.


Französische Friedrichstadtkirche

Die Französische Friedrichstadtkirche wurde 1701-05 von Jean Cayart und nach dessen Tod von Abraham Quesnay nach dem Vorbild des 1624 erbauten und 1685 zerstörten hugenottischen "Tempels von Charenton" bei Paris als "Französische Kirche auf der Friedrichstadt" errichtet. Sie war für die ca. 5.000 Hugenotten bestimmt, die sich nach dem 1685 durch den Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm (1640-88) erlassenen Edikt von Potsdam als Glaubensflüchtlinge in Berlin niedergelassen hatten. Das Gebäude hat einen rechteckigen Grundriss mit halbkreisförmigen Anbauten an den Schmalseiten und einem besonderen Trakt mit Wohn- und Diensträumen im Osten. Im Zuge einer Neugestaltung des Gendarmenmarkts hatte Friedrich II. (1740-86) der Französischen Friedrichstadtkirche und der auf der südlichen Seite des Platzes erbauten "Neuen Kirche" an ihren Ostseiten gleichartige Kuppeltürme nach Entwürfen von Karl v. Gontard vorsetzen lassen. Der mit reichem Figuren- und Reliefschmuck - größtenteils nach Entwürfen von Daniel Chodowiecki - versehene Turm der Französischen Friedrichstadtkirche hat keinen proportionalen und formalen Zusammenhang mit dem Kirchengebäude. 1905 wurde die Französische Friedrichstadtkirche von Otto March umgebaut. Der Architekt bemühte sich, die Unstimmigkeit zwischen der schlichten Kirche und dem Turmbau zu korrigieren sowie dem Innern der Kirche eine neue Form zu geben. Die vergoldete Figur auf der Spitze des Turms ist eine allegorische Darstellung der Religion. 1944 wurde die Französische Friedrichstadtkirche schwer beschädigt. Erst 1977 begann der Wiederaufbau im Rahmen des Sonderbauprogramms der evangelischen Kirchen in der DDR. Dabei wurde die von Otto March entwickelte Konzeption zugrunde gelegt. Im Rahmen dieser Arbeiten ist auch der 500 Besuchern Platz bietende, neobarocke Kirchsaal wiedererstanden. Im April 1983 konnte die Französische Friedrichstadtkirche als das älteste öffentliche Gebäude dieses Stadtviertels wieder eingeweiht werden. Während das Gotteshaus mit kirchlichen Geldern wiederaufgebaut worden war, finanzierte der Staat die Rekonstruktion der Turmanlage. Wie schon vor der Zerstörung der Kirche hat dort das Hugenottenmuseum seinen Sitz. Darüber befinden sich ein Weinrestaurant, eine Aussichtsbalustrade in 40 m Höhe und ein 1987 zur 750-Jahr-Feier Berlins eingeweihtes Glockenspiel aus 60 Bronzeglocken, - ein "Carillon". Heute dient die Französische Friedrichstadtkirche den Berliner Gemeinden der Französisch-Reformierten Kirche und der Friedrichswerderschen Kirche. Sie wird regelmäßig für Konzerte und Ausstellungen und als Tagungs- und Kongresszentrum genutzt.


Rotes Rathaus

Wegen der Farbe seiner Backsteinmauern nennt man das Berliner Rathaus auch "Rotes Rathaus". Es handelt sich um einen Vierwürfelbau mit nahezu quadratischem Grundriss (99,2 x 87,9 m), drei Innenhöfen und einem 73,75 m hohen Turm, der den Haupteingang betont. Die äußere Gestaltung ist geprägt durch rote Klinker über einem Granitsockel. Das Gebäude ist in Anlehnung an den Stil der oberitalienischen Renaissance erbaut. Die beiden mittleren Repräsentationsgeschosse sind durch rundbogenförmige Fensternischen zusammengeschlossen. Im Brüstungsbereich des ersten Obergeschosses ist ein Relieffries, die ”Steinerne Chronik", aus Terrakottastein zu sehen. Auf den Friestafeln befinden sich Darstellungen aus der Berlin-Brandenburgischen Geschichte von der Besiedlung bis zur Reichsgründung 1871. Die Tafeln wurden 1876-1879 von Otto Geyer, Ludwig Brodwolf, Alexander Calandrelli und Rudolf Schweinitz geschaffen. Hermann Friedrich Waesemann (1813-1879) erhielt 1859 den Auftrag, den Bau des Rathauses zu planen. Die massive Gestalt des Gebäudes, das in mehreren Etappen zwischen 1861 und 1869 errichtet wurde, erinnert an italienische Stadtpaläste oder das Londoner Parlamentsgebäude. Am 6. Januar 1870 trat hier die Berliner Stadtverordneten-versammlung zum ersten Mal zusammen. Nach dem Zweiten Weltkrieg war das Rote Rathaus Verwaltungszentrum Ost-Berlins mit Magistrat und Oberbürgermeister. Seit dem 1. Oktober 1991 ist es Amtssitz des Senats und des Regierenden Bürgermeisters von Berlin.


Altes Stadthaus

Es wurde 1902-1911 nach Entwürfen des Berliner Stadtbaudirektors Ludwig Hoffmann als Ergänzungsbau zum Roten Rathaus errichtet. Das Quaderwerk besteht aus Muschelkalk, der Turm ist 101 m hoch. Zu DDR-Zeiten war das Gebäude Amtssitz des DDR-Ministerpräsidenten. Bemerkenswert wegen seiner architektonischen Gestaltung ist der ”Bärensaal”, der dem Berliner Wappentier gewidmet ist. Laut Artikel 5 der Verfassung von Berlin führt die deutsche Hauptstadt als Hoheitszeichen “Flagge, Wappen und Siegel mit dem Bären, die Flagge mit den Farben Weiß-Rot”. Die Herkunft des Bären ist bis heute nicht eindeutig geklärt. Die einen meinen, der erste Markgraf, Albrecht der Bär, hätte Pate gestanden, andere wieder sind der Auffassung, das früher sehr häufige Vorkommen des Tieres in dieser Gegend hätte den Ausschlag gegeben. Eines steht fest: seit der Zusammenfügung der beiden Teilgemeinden Berlin und Cölln am 1. Januar 1710 zeigte das Wappen den aufrecht stehenden Bären mit dem Halsband.


Alexanderplatz

Der Platz, von den Berlinern einfach “Alex” genannt, erhielt seinen Namen zu Ehren des russischen Zaren Alexander I., der im Jahre 1805 Berlin besuchte. Seine Geschichte ist jedoch viel älter. Bis ins 18. Jahrhundert lag er vor den Toren des alten Berlin. Hier entstand später die erste Vorstadt, die Georgenstadt. Das Georgentor, durch das man quasi die Stadt betrat, stand an der Stelle, wo sich heute die Unterführung des S-Bahnhofs Alexanderplatz befindet. Das Georgentor wurde dann 1701 in Königstor umbenannt, nachdem Kurfürst Friedrich III. sich in Königsberg selbst zum ersten preußischen König Friedrich I. gekrönt hatte. Ihm schlossen sich über den Festungsgraben hinweg die von Carl Gontard zwischen 1770 und 1780 gestalteten Königskollonaden an, die heute in die Rathausstraße führen würden. Als sie allmählich den Massenverkehr auf dem “Alex” störten, wurden sie zu Beginn des 20. Jahrhunderts in den Kleistpark an der Potsdamer Straße umgesetzt. Apropos S-Bahn, - die Trassen von S- und U-Bahn verlaufen im Gebiet des historischen Teils der Stadt genau auf den alten Befestigungsanlagen, und viele Plätze wie Spittelmarkt, Hausvogteiplatz oder Hackescher Markt entstanden dort, wo sich früher einmal die Bastionen der Stadtmauern befanden. Als der Alex noch vor den Toren der Stadt lag, hatten sich hier vorwiegend Fuhrleute, Viehtreiber, Handwerker und Schäfer angesiedelt. Chroniken erzählen, dass sich auf dem jetzigen Alex ein Korn- und Viehmarkt befand, was zum Namen "Ochsenplatz" führte. Ursache dafür war u. a. ein kurfürstlicher Erlass von 1681, der verbot, weiterhin im Stadtgebiet von Berlin "Schweine und Rindviecher" zu halten. Sie verschmutzten die Stadt zu sehr. Also wurden die Schweine vor den Stadttoren gehalten. Später war er dann zeitweise ein Exerzierplatz. Im 19. und 20. Jahrhundert wurde der Alex zum Verkehrs- und Einkaufszentrum. Man denke nur an das berühmte Kaufhaus Tietz, das später zu Hertie wurde. 1895 errichtete man als Wahrzeichen Berlins die 7,5 m hohe kupferne “Berolina”, die 1927 beim U-Bahn-Bau entfernt, 1933 etwas weiter südlich wieder aufgestellt und 1944 für die Kriegswirtschaft eingeschmolzen wurde. Seine heutige Gestalt erhielt der Alex beim Ausbau des Ost-Berliner Stadtzentrums 1966-70. Sehenswert sind die Weltzeituhr sowie der “Brunnen der Völkerfreundschaft” von Walter Womacka. Am 4.11.1989 war der Alex Ort der größten freiwilligen Kundgebung in der Geschichte der DDR mit über 500.000 Teilnehmern, die unter dem Motto “Demokratie - jetzt oder nie” demonstrierten.


Parochialkirche

Die 1695-1702 erbaute und 1703 geweihte Parochialkirche wird heute von der Georgen-Parochialgemeinde für Gottesdienste sowie für Kunstausstellungen und Konzerte genutzt. Sie wurde als Stadt- und Pfarrkirche für die reformierte Gemeinde im barocken Stil erbaut. Über ihr erhob sich der nach Plänen von Jean de Bodt errichtete Turm mit einem obeliskartigen Helm. Ein 1717 installiertes Glockenspiel mit 37 Glocken ging im 2.Weltkrieg verloren. Bei einem Bombenangriff brannte die Parochialkirche 1944 bis auf die Umfassungsmauern aus, und die oberen Turmteile stürzten ein. Reste des Turms wurden 1946 für Gottesdienste provisorisch ausgebaut. Das Kirchendach sicherte man im Jahre 1950/51. Erhalten geblieben sind die Grabmäler und Epitaphien aus dem 18. und 19. Jh. auf dem neben der Kirche gelegenen Kirchhof sowie die vermauerten Grabgewölbe mit Sarkophagen des 18. Jh. unter dem Gotteshaus. Vor einigen Jahren wurden die Sarkophage freigelegt und wissenschaftlich untersucht. Man stellte fest, dass die Bestatteten durch das trockene Raumklima und die gleichmäßige Durchlüftung der Kellergewölbe mumifiziert und relativ gut erhalten sind.


Landgericht Littenstraße

Auf dem Gelände der ehemaligen Kadettenanstalt befindet sich das Amts- und Landgericht in der Littenstraße. Es gehört zu den wohl eigenartigsten Bauwerken Berlins. Das 1904 vollendete Gebäude von Otto Schmalz markiert im Äußeren wie im Inneren den Übergang vom Historismus zum Jugendstil. Mit seiner reichen, an süddeutsche Barockformen erinnernden Fassadengestaltung in hervorragender Hausteinarchitektur hat es trotz seiner mit Ornamenten und Formelementen überladenen Gestaltung einen bestimmenden Platz in der Berliner Architekturentwicklung. Zu den imposanten Merkwürdigkeiten zählt die zentrale Treppenanlage in den fließenden Linien des Jugendstils. Durch Kriegsereignisse beeinträchtigt, ist der Bau in vereinfachten Formen wiederhergestellt. Das Gebäude wurde häufig als ”Location” für Film- und Fernsehproduktionen genutzt.


Ehemaliges Staatsratsgebäude

Es wurde 1962-64 zu Repräsentationszwecken für den Vorsitzenden des Staatsrats der DDR errichtet. In die Fassade fügte man das von Eosander von Göthe 1706-13 geschaffene Portal IV vom Lustgartenflügel des Stadtschlosses ein. Vom Balkon dieses Portals hatte Karl Liebknecht am 9.November 1918 erfolglos die ”Freie Sozialistische Republik Deutschland” ausgerufen. Die Atlanten stammen von Balthasar Permoser (1708). Nach der Wende fanden hier u. a. städtebauliche Ausstellungen statt, dann war es Sitz des Berlin-Beauftragten der Bundesregierung, danach von 1998 bis zur Einweihung des Kanzleramtes Amtssitz des Deutschen Bundeskanzlers, seit Oktober 2002 ist es Heimstatt einer Elite-Universität der Deutschen Wirtschaft.


Auswärtiges Amt

Am Werderschen Markt 1, unweit der Friedrichswerderschen Kirche, befindet sich das Auswärtige Amt der Bundesrepublik Deutschland. Der umfangreiche Komplex hatte mehrere Vorgängerbauten. 1869-76 errichtete der Architekt Friedrich Hitzig ein Gebäude für die 1765 durch Friedrich II. gegründete Königliche Giro-, Kommerz- und Leihbank, aus der später die Preußische Bank und schließlich die Reichsbank hervorgingen. Später gab es mehrere Erweiterungsbauten, und 1934-1940 entstand der ausgedehnte Baukomplex der Neuen Reichsbank. Nach dem Kriege gab es verschiedene Nutzungen, u. a. durch das Finanzministerium der DDR. 1959 zog das Zentralkomitee der SED ein und blieb bis ins erste Halbjahr 1990. Heute wird das Gebäude von der Landeszentralbank in Berlin und Brandenburg sowie dem Auswärtigen Amt genutzt. Erst Ende der 90-er Jahre entstand dessen repräsentativer Eingangstrakt, der auch für Ausstellungen und Konzerte zur Verfügung steht.


Komische Oper

1947 eröffnet, ist die Komische Oper neben der Deutschen Staatsoper Unter den Linden und der Deutschen Oper in der Bismarckstraße eine der drei öffentlich getragenen Opernbühnen Berlins. Das Haus hat 1.270 Plätze und sieht sich in der Tradition eines Musiktheaters, das sich neben dem musikalischen in besonderer Weise dem darstellerischen Aspekt widmet. Weltruhm erlangte die Komische Oper durch die realistischen Inszenierungen ihres Begründers Walter Felsenstein, der neben Bertolt Brecht wohl der einflussreichste und erfolgreichste Bühnenreformer der DDR war. Der ”Zusammenklang von Gesang und Geste” (Dieter Kranz) prägten so legendäre Aufführungen wie Mozarts ”Die Zauberflöte” (1954), Janá?eks ”Das schlaue Füchslein” (1965) oder Offenbachs ”Hoffmanns Erzählungen” (1958). Später verliehen Namen wie Harry Kupfer (Regisseur) und Tom Schilling (Ballett) dem Hause Glanz und internationale Wertschätzung. Das Gebäude entstand 1891/92 als Theater Unter den Linden, aus dem später das Metropol-Theater hervorging. Im Februar 1946 begannen die Enttrümmerungsarbeiten nach den starken Beschädigungen des 2. Weltkrieges. Der Gebäudeteil Unter den Linden wurde zum Funktionsgebäude, den Haupteingang verlegte man in die Behrenstraße.


Potsdamer Platz

Der Potsdamer Platz entwickelte sich nach 1918 stürmisch, vor allem wegen der sprunghaften Vermehrung der Automobile, zum verkehrsreichsten Knotenpunkt Europas. Er war auch kein Platz im eigentlichen Sinne, sondern lediglich eine sternförmige Straßenkreuzung. Im August 1924 wurde mitten auf dem Platz die erste Verkehrsampel Deutschlands installiert. 1936 eröffnete der größte unterirdische Berliner S-Bahnhof, 30 Jahre früher die U-Bahnstation, die nach dem 1. Weltkrieg von Bahnhof Leipziger in Potsdamer Platz umbenannt wurde. 1937 verkehrten hier 26 Straßenbahnlinien. In den 30-er Jahren präsentierte sich der Potsdamer Platz mit dem Haus Vaterland, dem Pschorr-Haus, dem Café Josty und dem von Mendelsohn (Schöpfer der Schaubühne) errichteten Columbushaus. Im VOX-Haus schlug am 29. Oktober 1923 die Geburtsstunde des Deutschen Rundfunks. Die ganze Gegend zwischen Potsdamer Platz und Anhalter Bahnhof sowie die Potsdamer Straße entlang war in gleißendes Licht unzähliger Leuchtreklamen getaucht. Auf Reklamewänden aus Tausenden von Glühlampen flackerte und blitzte es in allen Farben. Der 2. Weltkrieg ließ von alle dem nicht viel übrig. 1945 reichte der Blick über eine hügelige Wüstenlandschaft vom Brandenburger Tor bis zum Lützowplatz. Gleich nach Kriegsende avancierte der Platz zum Schwarzmarkt Nr.1. Zwei Gebäude, das ehemalige Weinhaus Huth und das ehemalige Hotel Esplanade, in dem Kaiser Wilhelm II. seine Herrenabende abhielt, blieben verschont. Mit dem Bau der Mauer sank der Platz in die Bedeutungslosigkeit. Auf der Ostseite wurden die U- und S-Bahnhofeingänge zubetoniert. Die verbliebenen Trümmer wie z.B. die mächtige Ruine des Kaufhauses Wertheim wurden zwecks Schaffung eines übersichtlicheren "Wachfeldes" abgetragen. Auf der Westseite hingegen wurden Aussichtsplattform und Souvenierbuden errichtet, wo einst im Café Josty Kaffee und Kuchen serviert wurden. Heute hat sich der Potsdamer Platz wieder zu einem urbanen Zentrum der Hauptstadt entwickelt. Weltberühmte Architekten errichteten originelle Gebäude, u. a. für Daimler Chrysler, Sony, Hyatt und viele andere internationale Konzerne. Am Marlene-Dietrich-Platz befindet sich Berlins größtes Musicaltheater, das 1999 mit dem ”Glöckner von Notre Dame” eröffnet wurde. Auch der benachbarte Leipziger Platz, an dem früher einmal Felix Mendelssohn Bartholdy wohnte, hat seine unverwechselbare achteckige Form wieder hergestellt.


Philharmonie

Unweit des Potsdamer Platzes, am Kulturforum, befindet sich das unverwechselbare Gebäude der Philharmonie mit dem dazu gehörigen Kammermusiksaal. Beide Häuser wurden von Hans Scharoun entworfen, die Philharmonie mit 2400 Plätzen entstand in den Jahren 1960-63, der Kammermusiksaal mit 1200 Plätzen erst 1984-88. Die originelle Architektur ist geprägt von dem zeltartigen Dach der Philharmonie. Die Berliner hatten auch gleich nach der Fertigstellung einen Spitznamen für das Haus: ”Zirkus Karajani”, in Anspielung auf den damaligen weltberühmten Chefdirigenten der Philharmoniker, Herbert von Karajan, auf dessen Initiative beide Bauten zurückgehen. Beide Säle bestechen durch eine fast ideale Akustik und dienten später als Vorbilder vieler neuer Konzertsäle im In- und Ausland. Die alte Philharmonie stand bis 1944 zwischen Potsdamer und Anhalter Bahnhof. Der in den 70-er Jahren des 19. Jahrhunderts als Rollschuhbahn errichtete und 1888 umgebaute Saalbau an der Bernburger Straße, also unweit dem heutigen Standort, war 1944 bei einem Luftangriff völlig zerstört worden.


Meistersaal

In der Köthener Str. 38, ganz in der Nähe des Potsdamer Platzes, befindet sich der Meistersaal. In den Jahren 1912/13 wurde vom Verband der Baugeschäfte von Groß-Berlin ein repräsentatives Gebäude mit mehreren Sälen errichtet, wo sowohl die Geschäftssitzungen abgehalten werden als auch große gesellschaftliche Ereignisse stattfinden konnten. Der größte der Säle, der Meistersaal, war von Anfang an für Konzerte, Bälle und festliche Veranstaltungen gedacht. Er ist in dunklen, kräftigen Farben gehalten und bietet sehr gute akustische Bedingungen. Insgesamt stehen 362 Sitzplätze zur Verfügung. Berühmtheiten des 20. Jahrhunderts stehen im Gästebuch des Hauses, so Kurt Tucholsky, der am 21. Januar 1921, abends 8 Uhr, aus den Schriften von Theobald Tiger, Peter Panter, Ignaz Wrobel und Kaspar Hauser las. Natürlich wussten die Besucher auch damals schon, dass dies alles seine eigenen Pseudonyme waren. Bis vor kurzem wurde der Meistersaal auch als Tonstudio einer Berliner Verlagsgruppe genutzt.


Otto-Braun-Saal

Im Haus II der Deutschen Staatsbibliothek in der Potsdamer Straße befindet sich der Otto-Braun-Saal, der für Veranstaltungen, Konzerte und Lesungen genutzt wird. Er ist benannt nach dem deutschen SPD-Politiker Otto Braun (1872-1955), der von 1920-33 Mitglied des Reichstages und seit 1920 wiederholt preußischer Ministerpräsident war. 1932 wurde er durch Reichskanzler Franz von Papen abgesetzt und ging 1933 in die Schweiz ins Exil.


Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche

Die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche wurde 1891-1895 zu Ehren Kaiser Wilhelm I. auf dem ehemaligen Auguste-Viktoria-Platz errichtet. Schon während der Bauzeit des Gotteshauses, das nach Plänen von Schwechten in der Tradition der rheinischen Spätromanik entstand, heftiger Kritik ausgesetzt, diente die Kirche doch weniger religiösen Bedürfnissen als mehr dem Zweck, vor den Toren Berlins ein monarchistisches Denkmal zu errichten. Die ernst zu nehmende Architekturkritik belegte die Kirche mit solchen Begriffen wie bombastisch und unproportional. Bei der feierlichen Kirchweihe anlässlich des 25. Jahrestages der Schlacht von Sedan kam es zu einem kuriosen Zwischenfall. Als die Glocken zu läuten begannen und der Kaiser jeden Augenblick erwartet wurde, mischte sich in den Glockenklang ein immer lauter werdendes Heulen, Brüllen, und Kläffen. Die Raubtiere des nicht weit entfernten Zoos waren unruhig geworden und drückten ihr Missfallen über das ungewohnte Getöse auf ihre Weise aus. Ein Polizeioffizier hoch zu Pferde und weitere Wachtmeister stürmten in den Zoo, aber erst einem Wärter gelang es, die Tiere zu beruhigen, bevor Wilhelm II. eintraf. In den 50-er Jahren entstand neben der Ruine ein aus zwei Teilen bestehender Neubau nach Plänen von Egon Eiermann: ein Kirchenraum und ein Turm, die durch ihre futuristische Architektur einen harten Kontrast zu den Überresten der alten Gedächtniskirche darstellen. Der Zweite Weltkrieg hinterließ von der Kirche nur noch eine Ruine, die durch das Einziehen eines Stahlskeletts erhalten werden konnte und heute als Antikriegsmahnmal fungiert.


St. Mätthaus Kirche

Die St. Matthäus-Kirche, 1844-46 nach Entwürfen des Schinkelnachfolgers August Stüler gebaut, gilt als einziges Gebäude im ”Geheimratsviertel” zwischen Tiergarten und Lützowkanal, das im 2. Weltkrieg unversehrt blieb. Der Standort inmitten des heutigen Kulturforums bewog die Gemeinde sowie die Evangelische Kirchenleitung Berlin-Brandenburg, das Gotteshaus für vielfältige kulturelle Initiativen zu öffnen. Ein besonderer Schwerpunkt ist die Kirchenmusik. Großes Interesse finden insbesondere die jährlich veranstalteten ”Bachwochen St. Matthäus” unter der Leitung von Prof. Heribert Breuer, dem Leiter der Berliner Bach-Akademie. Die St. Matthäuskirche ist Teil des Kulturforums am Kemperplatz, das neben der Museumsinsel und den Museumszentren Dahlem und Charlottenburg einer der vier großen Museumsstandorte Berlins ist. Es umfasst folgende Institutionen der Stiftung Preußischer Kulturbesitz: Die Neue Nationalgalerie, das Kupferstichkabinett, die Kunstbibliothek, das Kunstgewerbemuseum, die Gemäldegalerie, das Staatliche Institut für Musikforschung mit dem Musikinstrumentenmuseum, die Staatsbibliothek zu Berlin (Haus II), das Ibero-Amerikanische Institut sowie die Berliner Philharmonie und deren Kammermusiksaal. Das Kulturforum ist in den letzten 30 Jahren entstanden und genießt hohes internationales Ansehen. Die Gesamtplanungen gehen auf den Architekten der Berliner Philharmonie, Hans Scharoun, zurück.


Universität der Künste (UdK)

Die Universität der Künste, die bis 2002 Hochschule der Künste hieß, wurde 1975 durch die Zusammenlegung der Staatlichen Hochschule für Bildende Künste Berlin mit der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Berlin gegründet. Gegenwärtig werden hier rund 4.300 Studenten ausgebildet, davon 600 aus dem Ausland. Ursprünglich gingen beide Hochschulen um 1875 aus der Akademie der Künste hervor, die bis zu diesem Zeitpunkt quasi allein für die Ausbildung verantwortlich war. Heute besteht unter dem Dach der UdK das umfangreichste Lehrangebot an künstlerischen Fächern in Deutschland. Das Verhältnis zwischen Dozenten und Studenten beträgt 1:10. Zum Lehrkörper gehören rund 260 Professoren und Gastdozenten sowie 500 Lehrbeauftragte. Die Universität verfügt über zwei hervorragende Konzertsäle. Der Konzertsaal in der Fasanenstraße war in der Nachkriegszeit bis zur Einweihung der Philharmonie der repräsentativste Aufführungsort sinfonischer und chorsinfonischer Konzerte. Legendär sind die Konzerte des Berliner Philharmonischen Orchesters unter Herbert von Karajan oder des damaligen RIAS-Sinfonieorchesters (heute Deutsches Symphonisches Orchester Berlin) unter Ferenc Fricsay. Der zweite Saal befindet sich in der Bundesallee.


Waldbühne

Die Waldbühne ist eine der international beliebtesten Open-air-Bühnen für Klassik- und Popkonzerte sowie Filmvorführungen. Sie wurde 1934-36 als Teil des Olympia-Komplexes von Architekt Werner March erbaut. Während der Zeit des Nationalsozialismus sah man sie als zentrale Kult- und Feierstätte, insbesondere für Thingspiele. Die Form des griechischen Amphitheaters ermöglicht eine vielfältige Nutzung. Während der Olympiade 1936 fanden hier sogar Boxkämpfe statt. Nach dem 2. Weltkrieg stand die Anlage zunächst unter britischer Leitung, ab 1948 wurde sie zunehmend öffentlich genutzt. In den 60-er Jahren begann man, große Konzerte durchzuführen. Nach einem Auftritt der Rolling Stones 1965 wurde die Anlage völlig verwüstet. Nach der Renovierung, die sich bis 1969 hinzog, begannen erst 1978 wieder regelmäßige Konzertprogramme. Den internationalen Durchbruch schaffte man endgültig mit einem unvergessenen Konzert von Bob Marley 1980. Im Jahre 1981 übernahm der Konzertveranstalter Peter Schwenkow (concert concept / Deutsche Entertainment AG) das gesamte Areal und entwickelte hier ein ausgewogenes kulturelles Angebot, u. a. mit Rock- und Popkonzerten, klassischen Open-air-Konzerten mit dem Berliner Philharmonischen Orchester und anderen erfolgreichen Klangkörpern und Ensembles. Platz finden insgesamt 21.000 Besucher, die häufig während der Veranstaltungen ihr Picknick abhalten und auch bei Regenwetter den Schirm aufspannen, um bis zum Ende des Abends auszuharren. Die bewaldete Böschung hinter der Naturbühne ist seit 1982 mit einem extravaganten Zeltdach ausgestattet, das akustischen Zwecken dient und Technik wie Mitwirkende schützt. Für den Besucher aber ist es in erster Linie das optische Markenzeichen der Waldbühne Berlin.


Berlin und seine Gewässer

Berlin liegt im Zentrum des märkischen Wasserstraßennetzes. Dieser Umstand hat wesentlich zur Entwicklung der Stadt beigetragen. Und natürlich haben die zahlreichen Gewässer der Stadt auch einen bedeutenden Freizeitwert. Die Spree und die Havel, der Müggelsee, der Wannsee und der Tegeler See sind nur einige Beispiele für die große Vielfalt an Wassersport- und Erholungsmöglichkeiten. Die Stadtrundfahrten per Schiff sind bei Berlinern und ihren Gästen außerordentlich beliebt. Vom zeitigen Frühjahr bis in den späten Herbst ist das Angebot verlockend, zumal man ja seit der Wende wieder durch ganz Berlin schippern kann. Man fährt heute per Ausflugsdampfer von Potsdam bis Tegel, von Köpenick bis Spandau und kann herrliche Stunden auf Flüssen, Seen und Kanälen verbringen. Auf fast jedem Schiff gibt es urwüchsige Kost und deftige Musik. Übrigens: Berlin hat mehr Brücken als Venedig.

Horst Fliegel



Veröffentlicht im Festbuch zum 20. Deutschen Chorfest des Deutschen Sängerbundes